Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Wer ist Oldenburg?

Der Film "Wer ist Oldenburg?" ist noch nicht fertig, aber allein schon der Trailer geht unter die Haut: Die Kamera ist ganz nah dran an den Menschen. Ihre Blicke, ihre Mimik, ihre Tränen und ihr Lachen berühren den Zuschauer sofort und ganz tief. All denjenigen, die den Mut haben für dieses Filmprojekt vor die Kamera zu treten und ihre ganz persönliche Geschichte zu erzählen, gebührt großer Respekt!

Mit dem "Oldenbus" fährt das Filmteam kreuz und quer durch Oldenburg, um die Stadt und ihre Menschen aus einer außergewöhnlichen Perspektive zu filmen. Hier nur drei Mitglieder des rund zehnköpfigen Teams v.l.n.r.: Nils Harwick, René Libera und Michael Telkmann.

Der Film "Wer ist Oldenburg?" ist noch nicht fertig, aber allein schon der Trailer geht unter die Haut: Die Kamera ist ganz nah dran an den Menschen. Ihre Blicke, ihre Mimik, ihre Tränen und ihr Lachen berühren den Zuschauer sofort und ganz tief. All denjenigen, die den Mut haben für dieses Filmprojekt vor die Kamera zu treten und ihre ganz persönliche Geschichte zu erzählen, gebührt großer Respekt!

Es ist ein Mittwochnachmittag im Winter: Um 15:00 Uhr steht ein Drehtermin in einer Kinder- und Jugendfreizeitstätte in einem Oldenburger Stadtteil an, der den Ruf eines "sozialen Brennpunkts" hat. Als das Filmteam vor der Einrichtung parkt, wird der bunte VW-Bus von einigen Mädchen wild winkend empfangen. "Wer ist Oldenburg?" steht in großen Buchstaben auf dem sogenannten "Oldenbus".

Mit dem "Oldenbus" quer durch die Stadt

Dieser Frage also widmet sich ein junges, kreatives Filmteam aus Oldenburg in Niedersachsen. "Wir fahren mit unserem Bus quer durch die Stadt und interviewen vor der Kamera ganz unterschiedliche Menschen – besonders diejenigen, die für Chancengleichheit hart kämpfen müssen", erklärt Projektleiter Michael Telkmann vom Jugendmigrationsdienst Oldenburg die Idee. Damit meint der Soziologe zum Beispiel, Menschen mit Migrationshintergrund, Obdachlose oder die seit vielen Jahrzehnten in Oldenburg ansässigen Roma und Sinti.


In einer Oldenburger Kinder- und Jugendfreizeitstätte werden Kinder beim Einstudieren einer Tanzchoreografie gefilmt.

Als das Filmteam das Kamera-Equipment aus dem Bus lädt und in die Turnhalle der Kinder- und Jugendfreizeitstätte hinein trägt, wuseln die Mädchen zwischen acht und 13 Jahren aufgeregt um die Crew herum. Sie haben sich auf diesen Nachmittag offensichtlich gefreut, schließlich wussten sie, dass sie heute beim Einstudieren einer Tanzchoreographie gefilmt werden. Für den großen Auftritt haben sich einige richtig hübsch gemacht und tragen ein Stirnband im Haar oder roten Lippenstift.

Der Drehtermin an diesem Mittwochnachmittag ist einer von vielen. Das Filmteam will viele ungewöhnliche Bilder der Stadt und aus dem Oldenburger Alltagsleben einfangen. "Heute filmen wir atmosphärische Bilder, den Großteil des Films werden aber einzelne Interview-Sequenzen ausmachen", erklärt Omid Mohadjeri. Der 22-Jährige ist ein talentierter Filmemacher und bei diesem Projekt Regisseur und technischer Leiter.

Die Menschen haben viel Mut, sich vor der Kamera zu öffnen

Wie Mohadjeri haben auch viele andere Mitglieder der Filmcrew Vorfahren mit ausländischen Wurzeln – ihre Eltern stammen aus Syrien, Kamerun, Russland, Venezuela und der Türkei, um nur einige Beispiele zu nennen. Beybun Seker etwa, die wie Mohadjeri in Oldenburg geboren und aufgewachsen ist, hat kurdische Wurzeln. Jede Woche trifft sich die angehende Sozialarbeiterin für Integrationsmangement mit den Mädchen, die heute gefilmt werden. Für die Kids ist sie eine wichtige Bezugsperson.


Beybun Seker ist für die tanzenden Mädchen eine wichtige Bezugsperson – für den Film "Wer ist Oldenburg" führt auch sie viele Interviews.

"Beybun, komm jetzt tanzen", fordert ein kleines Mädchen die 28-Jährige auf und zieht an ihrem Arm. In dem Filmprojekt "Wer ist Oldenburg?" gehört Seker zum Interview-Team. Die Oldenburgerin verfügt über ein großes soziales Netzwerk, spricht mehrere Sprachen und hat dank ihrer herzlichen und offenen Art einen guten Zugang zu Menschen. "Es ist unglaublich mutig von den Interviewpartnern, dass sie bereit sind, sich vor laufender Kamera so offen und ehrlich, so verletzlich zu zeigen", sagt Seker. "Mir kommen in den Interviews fast jedes Mal die Tränen, weil die Geschichten einfach so ergreifend sind", ergänzt sie leise lächelnd. Als die Mädchen auf der Tanzfläche erneut nach ihr rufen, gibt sie schließlich nach und tanzt wieder mit.
 

Persönliche Geschichten, die berühren

Rund drei Monate hat sich das Projektteam mit Hilfe von Workshops und ausführlichen Gesprächen mit Psychologen auf die Interviews für ihren Film vorbereitet. "Denn wir sind uns der großen Verantwortung bewusst: Die Menschen erzählen uns sehr persönliche Geschichten, die oft mit großem Leid verbunden sind", weiß Projektleiter Telkmann.


Der Regisseur dieses Projekts Omid Mohadjeri filmt an diesem Nachmittag die Mädels beim Tanzen.

Diese Einfühlsamkeit, mit der die Crew in ihrem Projekt vorgeht, macht das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geförderte Modellprojekt und letztlich den Film so stark. Denn die Geschichten der Interviewten sind ehrlich, manchmal witzig, oft traurig, aber vor allem mitreißend. Bis der Film im Juni in einem Kino in Oldenburg Weltpremiere feiert, hat das Team noch viel zu tun. Für diesen Tag aber hat der Kameramann alles im Kasten. Das Team packt zusammen und verabschiedet sich von den jungen Tänzerinnen. "Bis zum nächsten Mal", ruft Mohadjeri und winkt. Denn es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass er die Mädels mit der Kamera begleitet hat.

Weitere Videos und Informationen gibt es auf der Homepage des Filmprojekts unter "Links". Nach der Kinopremiere im Juni steht dort auch der Film kostenlos zum Ansehen zur Verfügung.

Mehr über den JMD Oldenburg

Wer ist Oldenburg?“ wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in der Reihe "Projekt des Monats" vorgestellt. Weitere herausragende Projekte finden sich hier.

Text und Bilder: Nina Seegers/Bundesamt für Migration und Flüchtlinge