Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Der Jugendmigrationsdienst Krefeld

Der Jugendmigrationsdienst Krefeld

Der Jugendmigrationsdienst (JMD) Krefeld wird von vielen Nationen besucht, im Stadtgebiet Krefeld leben rund 140 Nationen. Nicht wenige der vom JMD begleiteten jungen Leute kommen aus dem russischen Sprachraum. Die Stadt hatte in den 1990er Jahren viele Menschen aus Russland und Kasachstan aufgenommen. Mehr als zwanzig Jahre später ziehen weiterhin Familienmitglieder nach Deutschland nach. Neben den russisch-sprachigen Jugendlichen nehmen viele junge EU-Bürger die Angebote wahr. Türkische Jugendliche sind in der Krefelder JMD-Beratung noch in der Minderheit. Doch über das Weitererzählen finden sich zunehmend mehr türkische Migrantinnen und Migranten im Büro von Leiterin Martha Rodenbusch und ihren Kolleginnen ein.

Träger des Jugendmigrationsdienstes Krefeld ist der Internationale Bund (IB), drei Mitarbeiterinnen teilen sich zwei volle Stellen. Eine Mitarbeiterin bringt aufgrund ihrer eigenen Biographie einen großen Sprachschatz mit. Sie ist Kroatin und kann sich auch mit den jungen Leuten aus Russland, Polen, Bulgarien, Bosnien und Serbien in deren Sprachen unterhalten. Einige freie Mitarbeiter des JMD haben ebenfalls einen Migrationshintergrund und beherrschen weitere Sprachen. 

 

Ziele und Methoden

Der JMD sitzt in Krefeld mit anderen Angeboten des IB unter einem Dach. „Ein absoluter Standortvorteil“, freut sich Martha Rodenbusch: „So können Jugendliche, die in der einen Etage gerade einen Integrationskurs belegen, schnell mal hoch kommen zum JMD mit einem Problem oder einer Frage.“ 
Der Jugendmigrationsdienst des Internationalen Bundes ist der einzige in Krefeld. Umso mehr Wert wird auf Kooperation mit den anderen Programmen der Initiative JUGEND STÄRKEN gelegt: So gibt es eine enge und regelmäßige Zusammenarbeit mit der Kompetenzagentur der Stadt Krefeld. In einem regelmäßig tagenden Arbeitskreis sitzen neben JMD und Kompetenzagentur zudem das JUGEND STÄRKEN-Programm „2. Chance“. Initiator des Kreises ist die Kommune. 
Nicht nur mit JUGEND STÄRKEN, auch im Integrationsausschuss, bei den Sprachkursträgertreffen, beim Jobcenter oder der Migrationserstberatung: Die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern ist für die Arbeit des JMD sehr wichtig. Denn erreicht werden viele Jugendliche über das kontinuierliche Weitervernetzen und die daraus entstehende „Mund zu Mund-Propaganda“. Die Ausländerbehörde schickt ebenfalls junge Leute zum JMD, vom Jobcenter werden im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung Jugendliche gesandt, die mit Hilfe des JMD in eine weitere sprachfördernde Maßnahme vermittelt werden.
Auf ihrer Suche nach dem am besten geeigneten Ausbildungsweg brauchen die Jugendlichen auch die Anerkennung und Unterstützung ihrer Familie. Deshalb legt der JMD Krefeld viel Wert auf Elternarbeit. Mütter und Väter sollen in die Beratung mit einbezogen und umfangreich über alle Möglichkeiten aufgeklärt werden.
Ein außergewöhnliches Angebot des JMD Krefeld ist sicherlich die Integrationsarbeit mit Musik. 

Vor rund 12 Jahren hat ein Mitarbeiter des JMD die erste Musikgruppe mit russischen Jugendlichen aufgebaut. Das Projekt sprach sich herum wie ein Lauffeuer. Mittlerweile gibt es einige Bands, die auf dieses Projekt zurückgehen. Musik ist ein wichtiges Ventil für die Emotionen der jungen Leute. Darüber hinaus lernen sie beim Musik machen aufeinander zu hören, sich auszudrücken - und schließlich haben sie damit bei ihren Auftritten Erfolgserlebnisse. „Gestärkt durch diese positiven Erfahrungen machen unsere Musiker sich eher auf die Suche nach einer Arbeit, einer Ausbildungsstelle als andere“, so Martha Rodenbusch.

 

Fallbeispiel

 

Paul kam als Neunjähriger im Jahr 2004 mit seinen Eltern und Großeltern aus der Ukraine nach Deutschland. Die anfängliche Sprachhürde war groß. Aber Paul arbeitete hart daran und schaffte den Sprung auf die Realschule, später den mittleren Bildungsabschluss Doch wie es für ihn weiter gehen sollte, ob Paul auf eine höhere Schule wechseln oder eine Ausbildung machen sollte, konnte er nicht entscheiden. Besonders seine Eltern waren mit der Schulsituation in Deutschland überfordert. „Ich habe damals viel für sie übersetzt und ihnen erklärt“, erinnert sich Paul stolz. Freunde erzählten der Familie schließlich von ihren positiven Erfahrungen mit dem Jugendmigrationsdienst. Gemeinsam mit den JMD-Mitarbeiterinnen wurden Pauls Stärken und beruflichen Wünsche besprochen. „Mir ist damals klar geworden, dass ich gerne studieren möchte. Der JMD hat mir sehr dabei geholfen, auf das Gymnasium zu kommen.“

Heute ist Paul in der 12. Klasse. Wenn er sich nicht gerade auf sein Abitur vorbereitet, verbringt er Zeit mit seinen Freunden in der JMD-Musikgruppe. „Ich wollte schon immer Gitarre spielen lernen“, sagt Paul. Durch das Angebot des JMD hat sich auch dieser Wunsch für ihn erfüllt.

 

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