Wenn Expertinnen und Experten sich Zeit nehmen
Es war, wie der Rheinländer sagt, ein ganz schönes Gedrubbel am Stand der Jugendmigrationsdienste (JMD). Kein Wunder: Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus bundesweit 460 Jugendmigrationsdiensten waren zur Präsentation ihrer Arbeit während des 16. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages in Düsseldorf geladen.
Gäste des DJHT wurden schnell auf die Jugendmigrationsdienste aufmerksam. Mit bewährten Konzepten, bester Vernetzung und nicht zuletzt mit „kribbelndem Brausepulver“ lockten die JMD Besucherinnen und Besucher an.
Diese Gelegenheit nutzten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des JMD-Standes mit dem großen blauen Logo gleich zur Kontaktaufnahme. Schnell wurde klar: Hier sind Profis am Werk, die gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen, die aber im Gegenzug auch für gute Konzepte anderer Einrichtungen der Jugendsozialarbeit immer ein offenes Ohr haben.
Denn wenn etwas beim Jugendmigrationsdienst eine lange und erfolgreiche Tradition hat, dann sind es die Vernetzung und das vertrauensvolle Gespräch. Junge Menschen, die in Deutschland Fuß fassen wollen, werden oft über Jobcenter oder andere Agenturen an eines der bundesweiten Angebote verwiesen. Hier nehmen sich die Beraterinnen und Berater Zeit für ausführliche Gespräche und intensive Unterstützung.
„Uns ist ganz wichtig, dass wir hinter die Fassaden der Jugendlichen schauen können, dass wir viele Facetten der jungen Menschen erfassen und so die bestmögliche Beratung bieten können“, erklärt dazu Özcan Ülger, Projektleiter der JMD-Onlineberatung.
Er hat ein besonderes JMD-Projekt ins Leben gerufen: Almanyayolu („Dein Weg in Deutschland“) heißt das Beratungsportal, das seit einiger Zeit jungen Menschen noch vor ihrer Ausreise aus der Türkei Fragen zum Leben in Deutschland beantwortet. „So können wir dafür sorgen, dass der Einstieg in Deutschland so sanft, problemlos und gelungen klappt wie möglich“, sagt Ülger. Und weil das Projekt in Bezug auf die Türkei so erfolgreich ist, wird es in Kürze auch im russischen Sprachraum unter dem Namen putjwgermaniju.org angeboten.
Zielgruppe der JMD sind ansonsten jungen Menschen mit Migrationshintergrund, die bereits in Deutschland leben oder gerade angekommen sind. Sprach- und Integrationskurse finden, Bewerbungstrainings, Hilfe bei der Suche nach Ausbildungs- und Arbeitsstellen – und immer wieder viele persönliche Gespräche machen die Hauptarbeit der Jugendmigrationsdienste aus. Mehr als 110.000 junge Menschen haben sie allein im vergangenen Jahr betreut.
„Das geht nur, wenn wir unsere jahrelangen Erfahrungen und interkulturellen Kompetenzen einbringen, wenn wir unsere ganz spezifischen Kenntnisse der lokalen Verhältnisse und die zahlreichen Netzwerke nutzen“, erläutert Jürgen Hermann, Leiter des Servicebüros Jugendmigrationsdienste in Bonn.
Wie zum Beispiel der JMD in Hofheim: „Wir sind schon seit 1950 am Start und unterhalten beispielsweise eine direkte Kooperation mit dem örtlichen Jobcenter. So bekommen wir unter anderem auch Kontakt zu Jugendlichen, die schon lange hier leben aber aufgrund ihrer Lebensumstände bisher im Arbeitsleben nicht richtig Fuß fassen konnten“, erklärt JMD-Berater Tim Kurth.
Und so brachte jede und jeder der Beraterinnen und Berater aus den unterschiedlichen Jugendmigrationsdiensten die Besonderheiten seiner Arbeit mit an den Stand beim DJHT. Vor der großen Deutschlandkarte, auf der die einzelnen Standorte markiert sind, zeigt sich die flächendeckende Arbeit der Jugendmigrationsdienste und ihre Vielfalt. Man erfuhr mehr über das neue Web-Portal www.jugendmigrationsdienste.de und über die JMD-Arbeit der und ihrer Projekte. Es ist also schon ganz schön spannend, was da unter dem blauen Logo der Jugendmigrationsdienste geboten wird.
Wer sich für gelungene Integration von jungen Menschen in Deutschland interessiert, der kam am JMD-Stand kaum vorbei. Und das liegt nicht nur an dem Gedrubbel am Stand mit dem "kribbelnden Brausepulver" und dem großen, blauen Logo.