Standorttreffen des Modellprojekts Jugendmigrationsdienst im Quartier in Hamburg-Harburg
Der erste Eindruck zählt
Interessiert verfolgte Thomas Thomsen, Fachamtsleiter für die Jugend- und Familienhilfe des Bezirksamtes Hamburg-Harburg, die digital geschaltete Live-Umfrage „Was ist der erste Eindruck von Hamburg-Harburg?“. „Multikulturell“, „grau“, „Backstein“ und „Baustellen“, waren nur einige der Eindrücke der Teilnehmenden. In seinem Grußwort hieß Herr Thomsen die Teilnehmenden herzlich willkommen und erläuterte neben einigen Fakten zum Tagungsort auch erste Hintergründe zur Umsetzung des Bundesprogramms „Soziale Stadt“ in Hamburg-Harburg.
Über 170 Mikroprojekte – Beziehungsarbeit mit Jugendlichen als Schlüssel
An den bundesweit 16 Standorten im Modellprojekt wurden seit Ende 2017, wie Projektkoordinator Benjamin Reichpietsch erläuterte, über 170 Mikroprojekte geplant und umgesetzt. Die wichtigsten Handlungsfelder der Mikroprojekte waren hierbei „Kultur“, „Interkulturelle Öffnung“, „Bildung“ sowie die „Unterstützung partizipativer Projekte von jungen Menschen im Quartier“.
In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden, wie die Mikroprojekte noch effektiver durchgeführt werden können. Dabei wurde schnell klar: Der persönliche Kontakt und die Beziehungsarbeit sind Schlüssel zum Aktivieren junger Menschen und letztendlich zu deren Empowerment.
JMD im Quartier – Türöffner ins Quartier
Diskutiert wurde die Zusammenarbeit zwischen den JMD im Quartier-Standorten und dem Quartiersmanagement. Es wurde klar: Für eine nachhaltige Entwicklung in den Quartieren ist der Austausch mit den koordinierenden Stellen des Quartiersmanagements ein Muss, und der JMD im Quartier ist eine Chance für die gelingende integrierte Quartiersentwicklung. JMD im Quartier ist, auch durch den guten Zugang zur JMD-Zielgruppe (junge Menschen mit Migrationshintergrund von 12-27 Jahren), ein weiterer Türöffner ins Quartier. Das Modellprojekt fördert und stärkt die Möglichkeiten für gelebte Partizipation und damit auch die Perspektive, alle Menschen im Quartier einzubeziehen.
Ebenso eröffnet die Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft zusätzliche Angebote für die Menschen im Quartier. Zu Kooperationsmöglichkeiten für die Standorte in diesem Bereich informierte Merle Bargmann vom Projekt „JUGEND STÄRKEN: 1000 Chancen“.
Modellprojekt als Chance im Quartiersmanagement
Ein kreativer und lebendiger Impulsvortrag von Johanna Klatt und Markus Kissling von der „LAG Soziale Brennpunkte Niedersachsen e.V.“ zum Thema „Lust auf integrierte Quartiersentwicklung“ zeigte den Teilnehmenden auf, wie viel ein einzelnes Mikroprojekt bewegen kann. Ausgehend von theoretischen Grundlagen zur „Sozialen Stadt“, wurden die Kernthemen des Quartiersmanagements und gute Mikroprojektbeispiele vorgestellt. Diese funktionieren besonders gut, wenn die Komponente „Eigeninteresse“ bedacht und auch nach dem Motto „Lass uns doch mal was Verrücktes machen!“ agiert wird.
Bunt, ansprechend, vielfältig: Die JMD im Quartier Mikroprojekte stellen sich vor.
Der zweite Eindruck bleibt – Quartiersrundgang Hamburg-Harburg
„Lebendig“, „kulturell vielfältig“, „grün“, „kreativ“, „divers“ - also schon deutlich anders als am Anfang lauteten die Aussagen der Teilnehmenden in der zweiten digitalen Abfrage zu ihren Eindrücken vom Quartier Hamburg-Harburg. Vorausgegangen war ein Quartiersrundgang, geleitet von Karla Stierle vom Fachamt Sozialraummanagement und integrierte Stadtteilentwicklung des Bezirksamts Hamburg-Harburg. Auf dem Rundgang wurde durch eindrucksvolle Beispiele deutlich, wie sehr sich der Stadtteil Hamburg-Harburg durch das Programm „Soziale Stadt“ und auch durch Modellprojekte wie JMD im Quartier verändert. Trotz bestehender Herausforderungen entwickelt sich Hamburg-Harburg zu einem attraktiven Wohnort und dynamischen Stadtviertel.
Projektbeispiel: It´s up to you(th) – Empowerment von Jugendlichen für Jugendliche
Zum Abschluss des Standorttreffens wurde mit „It´s up to you(th)“ ein im Jahr 2018 erfolgreich umgesetztes Mikroprojekt des JMD im Quartier-Standortes Hamburg-Harburg vorgestellt. Maike Carstensen von JMD im Quartier und ihre Projektpartnerin Mouniera Thalau von der Lawaetz-Stiftung (Lokale Partnerschaften Harburg und Süderelbe) planten gemeinsam mit jungen Menschen aus Hamburg-Harburg eine Jugendkonferenz. Es wurden gemeinsame Ideen und Wünsche für ein Zusammenleben in Vielfalt im Quartier entwickelt. Kreative Workshops auf der Konferenz förderten nicht nur ein vielfältiges und demokratischen Miteinander der jungen Menschen, sondern regten auch zu Gesprächen zu drängenden Themen wie „Diskriminierungserfahrungen und Rassismus“ an. Eine Fortsetzung des Formates ist in Planung.
Dieses Projektbeispiel, der informative Quartiersrundgang und der rege Austausch während des Standorttreffens sind für die Teilnehmenden hoffentlich wieder Inspiration und Anstoß für neue Mikroprojekte an den JMD im Quartier-Standorten! Das nächste Standorttreffen im Modellprojekt ist vom 26.-28.11.2019 in Stuttgart geplant.
Die Teilnehmenden erkunden Hamburg-Harburg.
Über das Modellprojekt Jugendmigrationsdienst (JMD) im Quartier
Zur Stärkung von Jugendlichen in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf
Wie kann die Lebenssituation der Bewohnerinnen und Bewohner in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf verbessert und das soziale Zusammenleben gestärkt werden? Im Modellprojekt JMD im Quartier können junge Menschen in gemeinsamen Aktivitäten ihr Quartier mitgestalten - und verschiedene Möglichkeiten der Beteiligung kennenlernen und ausprobieren. Sie planen z. B. eine Fahrradwerkstatt mit einem Künstlerkollektiv, eine quartiersübergreifende Jugendkonferenz oder Workshops zum interreligiösen Dialog mit verschiedenen Glaubensgemeinschaften im Quartier. Die 16 Modellstandorte befinden sich in aktuellen bzw. ehemaligen Gebieten der "Sozialen Stadt" und sind in bestehenden JMD eingerichtet.
Text und Fotos: Servicebüro Jugendmigrationsdienste