Sie haben Neuland betreten
Lengerich - Die Gründe, warum sie nach Deutschland gekommen sind, sind meist sehr unterschiedlich.
Doch die Probleme vor denen die jungen Ausländer in der Bundesrepublik stehen, sind oft die gleichen.
Hilfe bekommen sie beim Jugendmigrationsdienst.
Sie sind jung und motiviert und wollen aus ihrem Leben etwas machen. Doch ganz so einfach ist das nicht. Das wahrscheinlich größte Hindernis: Leonora Zegiri, Arturs Stradnieks und Mohammad Abdulmajid haben keinen deutschen Pass und sind erst ein paar Jahre in der Bundesrepublik. Da gilt es erst einmal, sich zurechtzufinden und einzuleben. Hilfe bekommen sie dabei, wie viele andere in einer ähnlichen Situation, von Valentina Stelmach vom Jugendmigrationsdienst.
In Lengerich ist der bei der Diakonie am Kirchpatt angesiedelt. Das Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahren mit Migrationshintergrund. „Insbesondere mit Neuzugewanderten wird eine Perspektive für ihr Leben in Deutschland unter Berücksichtigung ihrer Kompetenzen entwickelt“, heißt es auf der Internetseite.
Es scheint in der Praxis zu funktionieren. Zum Beispiel bei Leonora Zegiri. Im September 2007 ist sie aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen, „der Liebe wegen“. Mittlerweile ist die 26-Jährige verheiratet und Mutter, die Familie lebt in Lengerich. In Hasbergen absolviert sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin.
Nach ihrer Ankunft in der Bundesrepublik, erzählt die junge Frau lächelnd, habe sie eines schnell festgestellt: „Deutschland ist ein kompliziertes Land.“ Wie bekommt man staatliche Unterstützung? Was geht in Sachen Kinderbetreuung? Wer ist für die Anerkennung von Zeugnissen zuständig? Wo gibt es eine Arbeitserlaubnis? Diese und viele andere Fragen stellten sich der Kosovarin.
„Das ist ein typischer Fall“, sagt Valentina Stelmach. Sie konnte Leonora Zegiri viele Antworten liefern. Und kann das auch bei den meisten anderen Menschen, die zu ihr kommen. Was aber noch lange nicht heißt, dass mit dem Jugendmigrationsdienst alles wie geschmiert läuft.
Was etwa sollen die Behörden bei Mohammad Abdulmajid machen? Er hat im Bürgerkriegsland Syrien ein Bank-Studium absolviert. Als er Soldat werden sollte, berichtet der 26-Jährige, sei er geflohen. In Deutschland wird sein Fach an Hochschulen nicht gelehrt, erklärt Valentina Stelmach. Wie also sein Wissen einordnen? Die Expertin glaubt, dass eine Lehre in einem Geldinstitut für ihn das Richtige sein könnte, wenn die Deutschkenntnisse reichen.
Einen Integrationskursus an der Volkshochschule hat der junge Syrer bereits absolviert.
Wesentlich weiter auf seinem Weg in ein neues Leben ist Arturs Stradnieks. Der 21-Jährige ist mit seinen Eltern aus Lettland nach Deutschland umgezogen. Er hat an einem Berufskolleg sein Fachabitur gemacht und sucht nun einen Studienlatz, idealerweise für Architektur. Ist die Finanzierung mittels Bafög möglich? Eine der wesentlichen Fragen, die es nun zu klären gilt.
Valentina Stelmach steht mit Rat und Tat zur Seite. Sie sieht bei den meisten ihrer Kunden große Potenziale. Die hervorzuholen sei im Interesse aller, betont sie. Zwar habe sich dabei in Deutschland einiges getan – „vor allem im Privaten sind viele sehr offen“ – , doch von einer ausgeprägten „Willkommenskultur“ will sie noch nicht sprechen.
Quelle: Westfälische Nachrichten vom 06.01.2015