Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

JMD-Bericht aus Belarus: Freizeit und Jugendkulturen (PNJ-Studienreise)

PNJ Studienreise nach Belarus (Weißrussland)
„Jugendfreizeitgestaltung und Jugendkulturen“
15.04.-20.04.2018 von Alexander Böhler (JMD Montabaur)

BELARUS - das Land der Möglichkeiten und Chancen

Hintergrund

Das Pressenetzwerk für Jugendthemen e.V. (PNJ) bietet viele Studienreisen auch für JMD-Kolleginnen und JMD-Kollegen an. Die entsprechenden Informationen werden immer hier auf dem JMD-Portal und dem JMD-Marktplatz veröffentlicht, oder direkt auf: www.pressenetzwerk.de)


Weißrussland oder Belarus bzw. traditionell Belorussija, ist ein osteuropäischer Binnenstaat, der an Polen, die Ukraine, Russland, Lettland und Litauen grenzt. Bei der Auflösung der Sowjetunion wurde die Sowjetrepublik Belarus am 25. August 1991 unabhängig. Seit 1994 regiert Präsident Aljaksandr Lukaschenko, das Land. (Ihm wird nachgesagt, dass er sehr autoritär regiert.) Belarus ist der einzige Staat in Europa, in der bis heute die Todesstrafe vollstreckt wird.

In Belarus leben 9,5 Mio. Menschen auf einer Fläche von gut 200.000 km². Die Hauptstadt ist Minsk ist, die Amtssprache weißrussisch (altrussischer/ukrainischer Dialekt) sowie Russisch und als Währung gilt der weißrussische Rubel.

 
Ziele der Inforeise und Fragen, die die Studien-Gruppe bewegten:

  • Kennenlernen des Landes und der Kultur
  • Kennenlernen der Menschen dort und deren Lebensstil insbesondere der Jugendkulturen und deren Freizeitgestaltung
  • Fachlicher Austausch mit dem Ziel der Vernetzung
  • Erfahrung und Weiterentwicklung Interkultureller Kompetenzen
  • Abbau möglicher Vorurteile

Wie leben die Menschen dort? Wie lebt die Jugend? Was macht sie aus? Was beschäftigt sie? Welche Informationen haben weißrussische junge Menschen über den Westen bzw. welche interkulturellen Kompetenzen besitzen sie?

Bei vielen Fachkräftebegegnungen und Austauschmaßnahmen der letzten Jahre haben wir festgestellt, dass interkulturelle Kompetenz im Zuge der Globalisierung, sowohl in Deutschland und in Europa als auch weltweit, auf lange Zeit ein aktuelles Thema sein und bleiben wird. Daher ist es wichtig, dass die Akteure und Akteurinnen der Jugendsozialarbeit vorbereitet und weiter geschult werden. Sie sollten mögliche Erfahrungsaustausche suchen und sich selbst in Situationen begeben, um sich auszuprobieren, interkulturelle Kompetenzen einsetzen und leben zu können.

Für diese Ziele scheint Belarus das nahezu perfekte Land. Es ist einerseits ein osteuropäischer Binnenstaat, der wie erwähnt an Polen, die Ukraine, Russland, Lettland und Litauen grenzt. Andererseits ist es geschichtlich ein multiethnisches Land, in dem mehr als 15 verschiedene Nationen friedlich und konstruktiv miteinander leben. Interkulturelles Lernen beginnt dort bereits im Kindergarten und setzt sich in der Schule, im Studium und in den verschiedensten Jugendorganisationen und Jugendszenen fort.

Auch der Alltag ist oft durch diese multiethnische Gesellschaft geprägt. Die Menschen scheinen glücklich und zufrieden zu sein; man gewinnt den Eindruck, dass Hilfsbereitschaft und Offenheit ein wichtiges Merkmal des Zusammenlebens, insbesondere der Jugend, ausmachen. Wo auch immer wir unterwegs waren, haben wir interessierte und wissbegierige junge Menschen kennengelernt. Viele von ihnen, vor allem junge Frauen, engagieren sich ehrenamtlich: Sei es für Kinder und Jugendliche im UNICEF bzw. in den UNESCO Clubs oder in sonstigen freiwilligen Diensten.

Sowohl staatliche Organisationen als auch NGO’s fördern unterschiedliche Präventionsprogramme. Ein passender Slogan lautet: gesund leben und ein gesundes Leben führen. Deshalb gehören sexual-pädagogischen Angebote oder die Drogen- und Suchtpräventionsprogramme zum Alltag.

Die politische Bildung gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Des Weiteren wird die Ausbildung von Jugendlichen zu Jugendleitern/innen befördert.

Resümee: Möglichkeiten und Chancen

Im Rückblick lässt sich trotz scheinbar vieler negativer Berichten über Belarus sagen, dass Weißrussland nicht nur mittendrin im wirtschaftlichen Aufschwung ist, sondern auch auf einem guten Wege der Neuorientierung. Der Demokratisierungsprozess scheint zwar langsam, aber voranzugehen. Man legt vor allem großen Wert auf die Bekämpfung von Korruption (bis hin zur Verweigerung des Taxisfahrers, Trinkgeld anzunehmen), auf das friedliche Miteinander der verschiedenen Ethnien und auf den Sozialisierungsprozess der weißrussischen Jugend.

Das heutige Belarus ist auch „äußerlich“ nicht mit früheren Zeiten zu vergleichen. Die Sauberkeit der Stadt Minsk fällt ins Auge, die Höflichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen ist wohltuend, man bekommt das Gefühl, in einer großen west- oder mitteleuropäischen Hautstadt zu sein.

Die Menschen sind beständig auf Suche nach erfolgreichen Konzepten und Umsetzungsideen. Es werden Stipendien für junge Talente ausgeschrieben, Auslandserfahrungen sind gewünscht. Die Rückkehr mit neuem Know-How wird belohnt (Wohnung, Arbeitsplatz und guter Lohn), um das eigene Land zu unterstützen. Überhaupt gilt: in die heutige Jugend und morgige Führung investiert Belarus sehr viel: sei es Früh- oder Talentförderung, multikulturelle oder auch politische Bildung, Werteerziehung von Respekt und Toleranz!

Bei der Entwicklung neuer Konzepte, z.B. in der Jugendarbeit, schaut Belarus gerne über den eigenen Tellerrand hinaus und macht sich Konzepte und Programme anderer Länder gerne zu eigen (aus Deutschland insbesondere das Schul- und Ausbildungssystem sowie die soziale Versorgung). 

Neben der Wirtschaft, die häufig Impulse für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit anderen Länder initiiert, müssen auch weitere politische und gesellschaftliche Kräfte, wie z.B. erfahrene Träger der Jugendhilfe, tätig werden. Dies sollte ein gegenseitiger Prozess werden, von dem beide Seiten profitieren.

Eine solche Studienreise des Pressenetzwerks kann hier in Deutschland enorm zur Wissensvermittlung über die Republik Belarus beitragen und dafür Sorge tragen, dass zukünftig weitere Fachkräfte- und Jugendbegegnungen mit Belarus erfolgreich stattfinden können.

gez.: Alexander Böhler

Kontakt:
Jugendmigrationsdienst Montabaur
Alexander BöhlerE-Mail: Alexander.Boehler@diakonie-westerwald.de
www.jugendmigrationsdienste.de/jmd/montabaur

Hauptveranstalter der Inforeise war das Pressenetzwerk für Jugendthemen (PNJ), ein unabhängiger Verein für Journalisten/innen und Multiplikatoren/innen, die sich mit dem Thema „Jugend“ in „aller Welt“ befassen. Außerdem führt das PNJ Fachtagungen, Seminare und Weiterbildungen durch. Im Zentrum der Arbeit des PNJ stehen internationale Austauschprogramme mit Partnerländern wie Ägypten, Kasachstan, Israel, Weißrussland, Niederlande, Mazedonien und Griechenland. In den Recherchen des PNJ sind überwiegend Jugendkulturen und -szenen das Hauptthema.

Kontakt zum PNJ
Pressenetzwerk für Jugendthemen e.V. (PNJ), Bonn
Jörg Wild, Tel: 0228 217786
buero@pressenetzwerk.de
www.pressenetzwerk.de