Integratives Filmprojekt des JMD Nürnberg ausgezeichnet
Das Projekt SPEKTRUM gibt Menschen unterschiedlicher Herkunft, Geschlechter, körperlichen Beeinträchtigungen und Religionen eine Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Meinungen in Bezug auf Diskriminierung und Ausgrenzung zu äußern und sich untereinander auszutauschen. Es regt dazu an, über die unterschiedlichsten Standpunkte ausführlich zu diskutieren und Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
Der Jugendmigrationsdienst (JMD) Nürnberg in Trägerschaft der Evangelischen Jugend Nürnberg (ejn) führt das Projekt seit Februar 2022 durch. Das Filmprojekt geht auf die Initiative des Kameramanns und Videotechnikers „Speedy“ Fetene Tazeze Fetene zurück. Selbst aus Äthiopien nach Deutschland geflüchtet, kam der junge Mann 2021 mit der Idee auf den JMD zu: „Ich hatte die Idee, junge Menschen zu motivieren, sich mit Fragen zu sperrigen Themen aktiv auseinanderzusetzen.“ Gemeinsam entwickelten Filmemacher Speedy und JMD-Leiterin Monika Hopp das Format und die Fragen und machten sich auf die Suche nach jungen Menschen, die etwas zu sagen haben – und zwar vor der Kamera.
Videos laden zur Reflexion ein
Rund 60 Personen haben sich seither in zahlreichen Filmsequenzen den Fragen der Projektverantwortlichen gestellt und mutig Gesicht gezeigt. Bisher gibt es Videos zu folgenden Themen:
- Was denken Deutsche über Migrant*innen?
- Was denken Migrant*innen über Deutsche?
- Denken alle Frauen gleich?
- Was denken Frauen über Frauen?
- Denken alle Männer gleich?
- Was denken Männer über Männer?
- Wo erlebe ich Rassismus?
- Was macht Rassismus mit mir?
- Wo erlebe ich als körperlich Beeinträchtigte*r Diskriminierung und Ausgrenzung?
- Fühle ich mich in meinem Wohnort zuhause?
Austausch geht über die Dreharbeiten hinaus
Mit der „Mühlenbande“ beteiligt sich seit Juni 2023 eine Gruppe junger Erwachsener mit und ohne Behinderung ehrenamtlich am Projekt. Zu jedem Themenschwerpunkt der Filmreihe stellen sich fünf bis sechs junge Menschen mehreren Thesen. Durch Positionierung im Raum geben sie an, ob sie der These zustimmen. Zum Beispiel: „Ich fühle mich in meiner Stadt zuhause.“ Stimmen die Teilnehmenden der Aussage zu, stellen sie sich nach links. Widersprechen sie, wählen sie die andere Seite. Dann geben alle ein kurzes Statement ab, warum sie sich so positioniert haben. Nach den Dreharbeiten haben die Teilnehmenden Gelegenheit, sich im geschützten Raum ohne Kamera über die verschiedenen Positionen auszutauschen und das Erlebte zu reflektieren.
Die Filmsequenzen stehen online der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Darüber hinaus werden sie als Arbeitsmaterial für Workshops, Aktionen und interkulturelle Trainings genutzt. Ziel ist es, die Gesellschaft in Bezug auf (Anti-)Rassismus, (Anti-)Faschismus und (Anti-)Diskriminierung zu sensibilisieren, und somit Inklusion, Integration, Menschenwürde und Gleichberechtigung zu fördern.
Über den VIEL-Preis
Der VIEL-Preis des Bayerischen Jugendrings (BJR) würdigt Gruppen und Organisationen in der Jugendarbeit als Auszeichnung für ihr hervorragendes Engagement für eine vielfältige und rassismuskritische Jugendarbeit. Prämiert werden Projekte, die sich das Ziel gesetzt haben, Vielfalt zu fördern, oder die sich gegen die Bedrohung von Vielfalt wenden. Die Preisträger*innen tragen auf vorbildliche Weise dazu bei, Jugendarbeit vielfältig und frei von Rassismus und Diskriminierung zu gestalten. Durch ihr Engagement kommt die bayerische Jugendarbeit ihrem Ziel einer gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Migrationsgeschichte näher.
Der VIEL-Preis wird jährlich an eine*n Preisträger*in verliehen und ist mit 2.500 Euro Sachleistungen für die Weiterentwicklung integrativer Jugendarbeit dotiert. Dieses Jahr wird der Preis an das Filmprojekt SPEKTRUM verliehen. Die Preisverleihung findet am 27. September 2024 um 19:30 Uhr in der Jugendkirche LUX – Junge Kirche Nürnberg statt.
Alle veröffentlichten SPEKTRUM-Filme und weitere Infos zum Projekt finden sich auf der Website des ejn:
Zu den Filmen
Mehr über den Jugendmigrationsdienst Nürnberg (Evangelische Jugend Nürnberg)
Text und Bilder: JMD Nürnberg (ejn) / Servicebüro Jugendmigrationsdienste