Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Hilfe auf dem Weg nach Deutschland

Interview mit JMD-Onlineberater Kurtul Demir
Wer sich vor der Reise informiert, hat in der neuen Umgebung einen leichteren Start. Deshalb gibt es seit nun einem Jahr das Informations- und Beratungsportal „www.almanyayolu.org – Der Weg nach Deutschland“. Junge Türkinnen und Türken bekommen hier die Chance, gut gewappnet den Sprung in die „Wahlheimat“ zu wagen und sich vor Einreise beraten zu lassen. Immer mehr Wissbegierige nutzen das Angebot: bisher haben über 1.000 junge Menschen Fragen gestellt und Antworten bekommen. Der Leiter des Projekts beim Servicebüro Jugendmigrationsdienste Bonn, Özcan Ülger, freut sich über die hohe Nachfrage. „Mit dem Portal können wir vielen Zuwanderinnen und Zuwanderern den Einstieg in ihre neue Heimat erleichtern.“, bilanziert er. Er weiß um die Herausforderungen und Fragen, denen sich die jungen Menschen stellen. Es geht um eine neue Sprache, das Einleben in eine andere Kultur, das Zurechtfinden im Bildungssystem, den Arbeitsmarkt. Erfahrene Beraterinnen und Berater der Jugendmigrationsdienste geben auf „www.almanyayolu.org“ zu allen Themen kompetent Auskunft. Der Weg zu ihnen ist einfach: Frage stellen, anmelden, und schon folgt schriftlich und in türkischer Sprache Rat.
Wir haben Kurtul Demir, Mitarbeiter beim Jugendmigrationsdienst des Internationalen Bunds in Köln, nach seinen Erfahrungen mit almanyayolu.org befragt. Seit einem Jahr berät er über das Portal junge Türkinnen und Türken auf ihrem Weg nach Deutschland.
Sie sind jetzt seit einem Jahr online. Wie schätzen Sie die Website ein?
Gut! Es gibt ein großes Interesse bei jungen Leuten, die wegen des Studiums oder zur Familienzusammenführung aus der Türkei nach Deutschland kommen. Sie melden sich mit den unterschiedlichsten Problemen über das Portal, stellen ihre Fragen und wir beantworten sie. Bis jetzt habe ich viele positive Rückmeldungen bekommen von den Leuten, die sich über almanyayolu.org orientiert haben und dann nach Deutschland gekommen sind. Insgesamt können wir eine positive Bilanz ziehen.
Über 1.000 Menschen haben sich bisher gemeldet. Ist das viel?
Ja, damit können wir zufrieden sein. Für das erste Jahr ist das eine gute Zahl. Aber die Zahlen werden bestimmt noch steigen. Wir haben wenig geworben und es spricht sich jetzt erst rum, dass es das Portal gibt. Leute, die bei uns Antworten bekommen haben, erzählen das ihren Freunden. Almanyayolu.org wird sich mehr und mehr etablieren.
Wie erfahren die jungen Türkinnen und Türken von dem Online-Angebot?
Empfehlungen von Freunden und Bekannten sind auf jeden Fall ein wichtiger Weg. Viele erfahren davon auch, wenn sie einen Sprachkurs beim Goetheinstitut besuchen. Die Goetheinstitute weisen auf das Portal hin. Auch in anderen Sprachkursen, die Grundkenntnisse über Deutschland vermitteln, wird das Angebot bekannt gemacht. Außerdem gibt es auf der Website der deutschen Botschaft einen Hinweis auf uns.
Wie alt sind die Jugendlichen, die bei euch Beratung suchen?
Die meisten sind Anfang oder Mitte 20. Viele junge Türken, die hier geboren wurden und irgendwann mit den Eltern zurückgekehrt sind und jetzt nach Deutschland wiederkehren, haben sich im vergangenen Jahr gemeldet.
Welche weiteren Themen werden besprochen?
Viele Akademiker fragen nach der Blauen Karte wenn sie in Deutschland arbeiten wollen. Die Themen ändern sich natürlich im Laufe der Beratung. Ratsuchende haben verschiedene Fragen, von Sprachkurs bis Visum, von Arbeit bis Gesundheit.
Gibt es besonders häufige Fragen?
Aufenthaltsfragen und Jobsuche gehören zu den Klassikern. Diese Fragen kommen oft im Zusammenhang mit Arbeitsmigration, Studium und Familienzusammenführung vor.
Wann melden sich Ratsuchende über almanyayolu.org?
Wenn sie fest entschlossen sind, nach Deutschland einzuwandern. Die Interessenten melden sich vor der Einreise, oft wenn sie ihr Visum bekommen haben. Sie sind dann also noch in der Türkei. Sie stellen Fragen zum Leben in Deutschland, zum Schulsystem, zu Kindergartenplätzen. Ich nenne dann auch immer schon die Kontakte zu den Jugendmigrationsdiensten in der jeweiligen Stadt. Das Onlineportal ist ja nicht das Ende der Beratung, sondern der Anfang. Sind die jungen Menschen in Deutschland angekommen, können sie gleich Kontakt zu den Beratungsstellen aufnehmen. So gibt es keine Beratungslücke und die Neuankömmlinge sind direkt an der richtigen Stelle.
Servicebüro Jugendmigrationsdienste