Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

Andrang auf staatliche Integrationskurse

 

Nürnberg, 26.09.05 (dpa) - Sie sollen Sprachbarrieren beiseite räumen und die Zuwanderer fit für den deutschen Alltag machen: Die seit Jahresanfang angebotenen staatlichen Integrations-Kurse stoßen nach Behörden-Angaben bei Aussiedlern und Ausländern auf großes Interesse.

Rund 70 000 hatten bis Mitte September bereits einen Kurs begonnen, weitere 90 000 hielten bis zu diesem Zeitpunkt eine so genannte Kurs- Berechtigigung in den Händen, berichtete das Nürnberger Bundesamt für Migration und Flüchtlinge anlässlich des am Sonntag erstmals begangenen "Tages der Integration".

Die vom Bundesinnenministerium zunächst veranschlagte Zahl von 194 000 Kursberechtigten für 2005 dürfte damit nach Schätzungen der Nürnberger Bundesbehörde bis zum Jahresende überschritten werden. Überraschend absolvierten rund 95 000 der mehr als 160 000 Zuwanderer die Sprach- und Orientierungs-Kurse aus eigenem Antrieb. Die Gruppenleiterin Integration beim Bundesamt, Regina Jordan, spricht von einem
"Nachholeffekt": Viele schon länger in Deutschland lebende Ausländer nutzten die Chance, endlich vernünftig Deutsch zu lernen.

Deutsch-Kurse gab es nach Angaben der Bundesamts-Mitarbeiterin zwar auch schon früher. Das Angebot sei aber auf Grund der zersplitterten Zuständigkeiten unübersichtlich gewesen. Auch die Aufteilung der Kurse nach dem rechtlichen Aufenthaltstatuts des Zuwanderers habe nicht gerade zum Lernerfolg beigetragen. Das habe sich mit dem Start des neuen Zuwanderungsgesetzes geändert.

Das Bundesamt ist seit 1. Januar die zentrale Koordinationsstelle für die Integrationskurse. "Das ist jetzt ein Angebot aus einer Hand: Es gibt festgelegte Standards für die Lehrkräfte, einheitliche Lernziele
- und nur noch einen Kurs für alle Migrantengruppen", erläuterte Jordan. Der Nationalitäten-Mix in den Kursen hat nach ihrer Einschätzungen einen großen Vorteil: "Ob Aussiedler oder Ausländer, egal, aus welchem Land sie kommen - alle sind jetzt auch in den Pausen dazu gezwungen, Deutsch miteinander zu reden."

Auch wenn es kaum präzise Zahlen über Sprachkursteilnehmer der zurückliegenden Jahre gibt, ist sich Jordan dennoch sicher: "Wir haben heute eine wesentlich größere Breitenwirkung als früher." Allerdings erwächst vor allem für neu Zugewanderte aus dem Gesetz eine Pflicht zur Teilnahme an den Integrationskursen, wenn sie nicht über einfache Deutsch-Kenntnisse verfügen. Vor allem der hohe Frauenanteil in den Sprachkursen sei erfreulich, sagte Jordan. Bis Mitte September stellten Frauen einen Anteil von 60 Prozent.

Schon länger in Deutschland lebende Ausländer profitieren nach Angaben des Bundesamtes vor allem von dem insgesamt sinkenden Zustrom von Migranten nach Deutschland. Denn zum Zuge kommen sie nur bei freien Kursplätzen. So ist die Zahl der Aussiedler in diesem Jahr mit 28 000 bis Ende August um rund 40 Prozent gesunken. Auch bei anderen Zuwanderer-Gruppen, wie nachziehenden Familienangehörigen, ist dies der Fall. Den Löwenanteil der Kurskosten übernimmt der Bund, von den Teilnehmern sei ein Euro pro Kursstunde zu entrichten. Der Bund hat für die Finanzierung der Kurse in diesem Jahr 208 Millionen Euro eingeplant.

(Frankfurter Rundschau vom 25.9.2005)

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