Bild mit vier weiblichen Jugendlichen

5 Jahre JMD Dachau: Nicht mehr wegzudenken

Der Jugendmigrationsdienst Dachau wurde vor fünf Jahren auf dem Höhepunkt der sogenannten Flüchtlingskrise eröffnet. Seitdem hat er viel bewegt. Sein neuestes Handlungsfeld: Präventionsarbeit an Schulen im Rahmen des Bundesprogramms Respekt Coaches.

Mehr als ein Job: Das JMD-Team setzt sich für junge Menschen in schwierigen Lebenslagen ein.

Im Oktober 2015, auf dem Höhepunkt der sogenannten Flüchtlingskrise, startete der Jugendmigrationsdienst (JMD) in der Dachauer Friedensstraße. Einladend wirkt er vor allem durch die Menschen, die hier arbeiten: Die Sozialberaterin Diana Marcela Schneider kommt ursprünglich aus Kolumbien, hat Germanistik studiert und arbeitet seit April 2019 für den JMD. Sie berät und begleitet junge Zugewanderte in allen Fragen der Alltagsbewältigung. Ihre Kollegin Lisa Groeger ist Sozialpädagogin und bietet als Respekt Coach an Schulen Workshops zur Persönlichkeitsstärkung und Extremismusprävention an. Beide sind ebenso engagiert wie motiviert. Sich für junge Menschen in einer schwierigen Lage einzusetzen, ist für sie mehr als ein Job.

 

Rat für junge Zugewanderte und ihre Eltern

Der Jugendmigrationsdienst ist Teil des Internationalen Bunds (IB), einem freien Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit. Der JMD arbeitet eng mit etablierten Sozial-, Bildungs- und Fördereinrichtungen zusammen, zum Beispiel mit der Caritas bei der Jugend- und Elternberatung, mit der Berufsschule Dachau bei der Berufsintegration oder mit der Agentur für Arbeit und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). So werden im Schulungsraum des JMD vormittags und abends Deutschkurse und Bewerbungstrainings angeboten, die übers BAMF gefördert werden.

Die JMD-Mitarbeitenden sind für junge Zugewanderte zwischen 12 und 27 Jahren da – und für deren Eltern, wenn sie Fragen haben. Wie im Fall der deutschstämmigen Familie Igeler aus Honduras. Der Vater arbeitet seit einem Jahr als Ingenieur in München. Eine Wohnung für sich und seine Familie zu finden war schwierig genug. Mit den Fragen zur Schulausbildung seiner beiden Kinder Hans (16) und Annie (14) waren er und seine Frau Linda überfordert. Die Kinder sprachen bis vor einem Jahr noch kein Deutsch. Nun gehen sie in die Mittelschule in Markt-Indersdorf, besuchen den M-Zweig und wollen später auf die Fachoberschule. Ihr Deutsch ist erstaunlich gut. Geholfen hat ihnen der Kontakt zum JMD und insbesondere die Unterstützung durch Diana Schneider.

 

Welcher Bildungsweg ist der richtige für mein Kind?

„Es ging erst einmal darum, dass die Kinder in einem schulischen Umfeld so schnell wie möglich Deutsch lernen, aber auch, dass sie und die Eltern verstehen, welcher Bildungsweg sich für sie in Anbetracht ihrer Fähigkeiten und Wünsche am besten eignet“, erklärt Diana Schneider. Die Familie war regelmäßig in ihrer Beratung, sowohl persönlich im Büro als auch telefonisch und per E-Mail. „Am wichtigsten war die Unterstützung bei der schulischen Integration, dann ging es um die Kompetenzfeststellung zur Berufsorientierung. Wir unterstützen die Kinder auch bei ihren Hobbys, Hans zum Beispiel durch die Vermittlung an den MINT-Campus in Dachau.“

 


Diana Schneider und die Familie Igeler aus Honduras: Die Kinder Annie und Hans bereiten sich auf die Fachoberschule vor.

 

Ortskundige im Behördendschungel

Madalina Costache kam nach Abschluss der 10. Klasse vor zwei Jahren aus Rumänien nach Dachau, wo ihre Eltern bereits seit längerer Zeit leben und arbeiten. Diana Schneider half ihr anfangs unter anderem mit einem Deutschkurs, beim Kontakt mit dem Jobcenter und dem Landratsamt. Der IB half bei der Vermittlung einer Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten. „Das erste Jahr in Deutschland war sehr schwer für mich“, sagt die 19-Jährige. Aufwärts ging es erst, nachdem ihr Diana Schneider einen Weg durch den Behördendschungel gebahnt hatte und sie fachlich und moralisch unterstützte.

In der Agentur für Arbeit, bei der Caritas oder in der Berufsschule sind die Kolleginnen und Kollegen froh, dass sie durch den JMD mit seinen vielfältigen Diensten entlastet werden. Das Aufgabengebiet des JMD reicht von Schuldenberatung über gesunde Ernährung bis zur Kompetenzfeststellung. Diana Schneider begleitet die jungen Migranten und Migrantinnen zum Beispiel zur Ausländerbehörde oder zur Schule. Seit Oktober bietet sie außerdem jeden zweiten Dienstag eine Sprechstunde in der Berufsschule an.

 

Präventionsangebote an Schulen

Auch Respekt Coach Lisa Groeger ist mit einer offenen Sprechstunde an der Berufsschule Dachau anzutreffen, außerdem kooperiert sie mit der Mittelschule in Karlsfeld und Dachau Süd. Die Themen der Workshops, die sie dort organisiert, sind aktuell und vielfältig, zum Beispiel Homophobie oder Identifikationsbildung. Das Bundesprogramm Respekt Coaches wird von den Jugendmigrationsdiensten gemeinsam mit Partnern umgesetzt fördert mit präventiven Angeboten Respekt, Toleranz und den Abbau von Vorurteilen an Schulen. Unter anderem bietet Groeger einmal wöchentlich in Karlsfeld eine Mädchen-AG an für Teenager, die einen Hang zur gewaltvollen Auseinandersetzung haben. Insgesamt betreut sie 17 Klassen. Das Fazit nach fünf Jahren JMD in Dachau: Der JMD hat sich in dieser Zeit nicht nur etabliert, er ist nicht mehr wegzudenken.

Zum JMD Dachau (IB)

Text und Bilder: JMD Dachau / A. Förster / Servicebüro Jugendmigrationsdienste